Lot 1572 - Numismatic Auction 92

Thüringen, Landgrafschaft Ludwig ...
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Thüringen, Landgrafschaft Ludwig IV. 1217-1227 Brakteat, unbekannte thüringische Münzstätte Im Kugelkreis nach links reitender Landgraf ... Read more
Estimate:
3.000,00 EUR
Starting price:
2.700,00 EUR

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Lot status:
Auction closed

Description

Thüringen, Landgrafschaft
Ludwig IV. 1217-1227 Brakteat, unbekannte thüringische Münzstätte Im Kugelkreis nach links reitender Landgraf mit Fahne und Löwenschild, über Kruppe des Pferdes ein Hirsch, vor dem Pferd 6-strahliger Stern, IZINVIA Berger - Slg. Bonhoff - Fd. Seega - Fd. Gotha - Fd. Erfurt - Fd. Wartenbach 6 Fd. Nordhausen - Fd. Freckleben - Schwinkowski - P.-K. - Hohenstauferzeit 1024 (unter Hessen) Leschhorn - Eichelmann 146 (unter Hessen) Fd. Kleinvach vgl. 45 (unter Ellrich) Friederich vgl. 2 (unter Stolberg) 0.57 g. Äußerst seltenes und numismatisch interessantes Exemplar. Randausbruch, fast vorzüglich

Der Brakteat wird laut Slg. Hohenstauferzeit dem Gebiet Hessen wegen der Münzstättenzuweisung nach Kassel zugeordnet. Ludwig IV., der Heilige, war Landgraf von Thüringen und Pfalzgraf von Sachsen von 1217 bis 1227. Seit Ludwig I. 1131 sind die Ludowinger Landgrafen von Thüringen, ein eigenständiges hessisches Herrschaftsgebiet beginnt nach dem Ende der Ludowinger Dynastie ab Heinrich I. Die Darstellung von Tieren und Pflanzen über der Kruppe der Reiterbrakteaten aus dem hessisch-thüringischen Raum ist kein Novum, allerdings stellt die hier ausgearbeitete Hirschdarstellung eine außergewöhnliche Seltenheit im Repertoir der mitteldeutschen Brakteatenprägung dar. Durch die wenigen Funde im hessischen Gebiet wurden bislang einige Reiterbrakteaten, die eindeutig thüringische Stilelemente aufweisen, der Münzstätte Kassel zugewiesen. Doch die zum Teil unterschiedlichen Beizeichen über der Pferdekruppe (Fisch, zwei Hufeisen, Vogel und Hirsch) lassen auf vielleicht mehrere durch Pfandrecht verliehene Münzregale schließen. Eine Erklärung für diese Vielzahl von Brakteatentypen, die der Münzstätte Kassel zugewiesen werden, und die in etwa zeitgleich existiert haben sollen, wird in der Literatur bislang noch nicht vorgenommen. Interessant erscheint hier eine Deutung eines Bruchstücks im Fund zu Kleinvach bei Eschwege, der am 11. Dezember 1885, entdeckt wurde. Er zeigt das untere rechte Drittel dieses Brakteatentypus. Der Autor, Menadier, schließt wie auch nach heutiger Forschung eine Zuweisung nach Stolberg aus. Es wird laut dem Autor nach Ellrich und zwar dem Grafen Albert von Clettenberg (1187-1238) zugewiesen. Friederich hingegen geht davon aus, dass dieser Typ sowohl zeitlich als auch stilistisch sehr wohl auch Stolbergisch sein könnte und widerspricht damit Menadier, da Friederichs Brakteatentyp 1 ebenfalls in diese Zeit fallen würde. Die Tatsache, dass die Funde deutlich weiter von Stolberg entfernt liegen und der Reitertypus nicht nach Stolberg passt, möchte Friederich damit begründen, dass möglicherweise auch ein aus dem hessischen Raum ansässiger Stempelschneider lediglich das Reitermotiv für diesen Auftrag verwendet haben soll und dieses mit dem Wappentier Stolbergs versehen hat. Einer der Begründungsansätze Friederichs, nämlich sein Brakteatentyp 1, scheint laut Heus (JB 20), S. 40 eher dem Schwarzburgischen Geschlecht einzuordnen sein (siehe dort Abb. 16). Dieser zeigt aber im Gegensatz zu unserem Stück einen Hirsch mit Hund nach rechts vor einem Baum. Der Baum wäre hier als Käfernburger Symbol zu deuten. Durch das Wegfallen dieses Typs wäre die Argumentationsgrundlage Friederichs nicht mehr vorhanden. Die in Friederichs Werk insgesamt 48 Brakteaten, die Stolberg zugewiesen werden sollen, haben alle als Merkmal den Hirschen. Diese Zuweisung gilt als vielerorts zu schlicht und wurde in den jüngeren Publikationen oftmals hinterfragt (siehe Leschhorn S. 663 bzw. Dräger S. 10). Buchenau will diesen Typ schließlich in den hessischen Raum legen (mündliche Mitteilung an Friederich, vgl. Friederich S. 16); eine Ansicht, die sich bis heute durchgesetzt hat. Inwieweit nun eine Münzstätte in Kassel, Stolberg oder an einem anderen Ort im hessisch-thüringischen Raum angenommen werden kann, kann an dieser Stelle noch nicht geklärt werden. Insgesamt betrachtet ist dieser Brakteat ein imposanter Beleg mittelalterlicher Kleinkunst, der numismatisch wie auch forschungsgeschichtlich höchst interessant ist.
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Numismatic Auction 92

Timetable

SESSION 1 (Lots 1-409)
Pre-bidding - End
30 10 2019 13:30 CET
Room auction/E-Live - Start
30 10 2019 14:00 CET

SESSION 2 (Lots 1022-1219)
Pre-bidding - End
30 10 2019 13:30 CET
Room auction/E-Live - Start
30 10 2019 14:00 CET

SESSION 3 (Lots 401-1021)
Pre-bidding - End
01 11 2019 09:30 CET
Room auction/E-Live - Start
01 11 2019 10:00 CET

SESSION 4 (Lots 1220-1375)
Pre-bidding - End
01 11 2019 09:30 CET
Room auction/E-Live - Start
01 11 2019 10:00 CET

SESSION 5 (Lots 1376-2041)
Pre-bidding - End
02 11 2019 09:30 CET
Room auction/E-Live - Start
02 11 2019 10:00 CET

SESSION 6 (Lots 2042-2807)
Pre-bidding - End
02 11 2019 14:00 CET
Room auction/E-Live - Start
02 11 2019 14:15 CET